19. DRK-Rettungsdienstsymposium in Hohenroda – 21. und 22. November 2019: „Am seidenen Faden? Rettungsdienst zwischen Not und Notwendigkeit!“
500 Teilnehmer und Referenten diskutierten über die vorgeschlagene Reform der Notfallversorgung und die künftige Entwicklung im Rettungsdienst
Wiesbaden/Hohenroda – „Die Reform der Notfallversorgung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat positive Ansätze, aber die Tücke liegt im Detail. Manche Regelungen, wie die veränderte Zuständigkeit für Verhandlungen über die Kosten des Rettungsdienstes sind ungeeignet“, unterstrich Norbert Södler, Präsident des DRK-Landesverbandes Hessen e.V. in seiner Begrüßung zum Rettungsdienstsymposium 2019 am 21. November in Hohenroda.
„Der Rettungsdienst ist ein hochwertiger Erstversorger im Notfallszenario. Von seiner Qualität hängt der Behandlungserfolg ab. Beteiligen Sie die Fachleute des Rettungsdienstes aus den Bundesländern an der Diskussion und hören Sie auf deren Rat“, forderte Norbert Södler. „Integrierte Notfallzentren sind vielversprechend und könnten mittels eines ‚gemeinsamen Tresens‘ die Zuordnung der Patientenströme vollziehen – sei es zum integrierten Ärztlichen Bereitschaftsdienst oder zur zentralen Notfallaufnahme. Wichtig ist hier die Veränderungswilligkeit aller Beteiligten. Auch in diesem Belang müssen sachkundige Vertreter des Rettungsdienstes gehört werden“, führte er weiter aus.
Staatsminister Kai Klose vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration überbrachte seinen Gruß im Rahmen einer Videobotschaft.
Werner David – Kreisbeigeordneter im Landkreis Hersfeld-Rotenburg lobte das DRK-Rettungsdienstsymposium als langjährigen Ideengeber, bei dem richtiges Themengespür bewiesen wurde. Das diesjährige Motto stimme nachdenklich, die Tätigkeit im Rettungsdienst sei anspruchsvoll und belastend. Werner David bedankte sich bei allen im Rettungsdienst Tätigen herzlich.
Zusammenfassend können nach dem ersten Symposiums-Tag folgende Aussagen festgehalten werden:
• Lösungen zur aktuellen Struktur in der Notfallversorgung müssen im Dialog und aus der Sicht des Patienten erarbeitet werden.
• Der Bürger müsse Gesundheitskompetenz lernen, möglich wäre ein Abfragetool in zwei Stufen, das den Patienten zur richtigen Behandlung bringt.
• Entscheidend seien die Restrukturierung der Notfallversorgung, eine stärkere Konzentration der Rettungsdienstbereiche und eine abgestimmte Planung für Krankenhaus und Rettungsdienst.
• Überlegungen zu Gemeindenotfallsanitäter, telemedizinischen Projekten und Notfallkrankentransportwagen seien zu berücksichtigen.
• Von großer Bedeutung sei auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter in Form von Autonomie (Mitgestaltungsmöglichkeit), Flexibilität (Berücksichtigung der aktuellen Lebenssituation) und Wertschätzung.
An der Podiumsdiskussion am ersten Symposiumstag zum Thema „Not kommt vor Elend – oder?! – Wie muss sich der Rettungsdienst in den nächsten Jahren entwickeln?“ nahmen folgende Gäste unter der Moderation von Andreas Wurm teil:
• Michael Kuffer, MdB – CDU/CSU Bundestagsfraktion, Mitglied im Ausschuss des Innern und für Heimat, Berlin.
• Stefan Scheidmantel – Referent Rettungswesen, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Wiesbaden
• Manuel Gonzalez – Vorstand, DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
• Norbert Sudhoff – Landesgeschäftsführer, Landesvertretung Barmer Ersatzkasse Hessen, Frankfurt
• Dr. Matthias Bollinger – Landesarzt im DRK-Landesverband Hessen e.V.
Die gemeinsame Meinung war, dass etwas passieren müsse in der Notfallversorgung. „Die vom Bundesgesundheitsministerium vorgeschlagenen Neuregelungen für die Notfallversorgung bieten gute Ansätze für weitere Diskussionen. Für die Neuregelung des Rettungsdienstes allerdings sind die Vorschläge des Bundesgesundheitsministers noch nicht ausgereift genug. Schlussendlich muss man aber auch irgendwann einmal damit anfangen, Veränderungen umzusetzen“, fasst Günter Ohlig, Bereichsleiter Rettungsdienst beim DRK-Landesverband Hessen zusammen.
Internationale Exkurse zum Thema Rettungsdienst sind das Kennzeichen des DRK-Rettungsdienstsymposiums. Sie kamen dieses Jahr von Referenten aus Botswana zum Thema Luftrettung und zum Rettungsdienst in der Türkei.
Wie modern muss Rettungsdienst sein?
Am zweiten Veranstaltungstag des DRK-Rettungsdienstsymposiums in Hohenroda hörten die Gäste Referenten zum Thema, wie modern der Rettungsdienst in Zukunft sein muss. Eine Empfehlung war die Integration von Gesundheitsmanagement in Betrieben. Dieses müsse, um erfolgreich zu sein, von der Führungsebene angestoßen werden. Außerdem wurden Möglichkeiten vorgestellt, wie Digitalisierung gewinnbringend im Personal-Recruiting eingesetzt werden kann.
Einen niedrigschwelligen Einstieg in die Praxis von Pflege und Rettungsdienst präsentierte Markus Müller von der DRK Rettungsdienst Mittelhessen gGmbH, Marburg. In einem Pilotprojekt wurden unter 18-jährige mit einem angepassten Konzept in Tätigkeiten des Pflegeberufes und im Rettungsdienst eingeführt. Die ersten Erfolge seien vielversprechend, so Müller in seinem Vortrag.
PD Dr. Enno Swart vom Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Magdeburg stellte erste Ergebnisse aus seiner aktuellen Studie vor. Sie soll eine empirische Basis zur gezielten Fortentwicklung des Rettungsdienstes sein. Dabei werden Anlässe, Beteiligte, Prozesse und Strukturen des Rettungsdienstes analysiert und zugeordnet. Dr. Swart erläuterte, dass es beispielsweise bei den Patienten eine Unsicherheit in der Eigeneinschätzung der Beschwerden gebe und alternative Notrufnummern wie die 116 117 noch zu wenig bekannt seien.
Rettungsdienst muss Haltung zeigen
Der Rettungsdienst sei in der Notfallversorgung auch zur Kompensation sozialer Not gefordert. Prof. Dr. Gerhard Trabert von der Hochschule RheinMain plädierte in diesem Zusammenhang dafür, dass der Rettungsdienst Kenntnis hat über lokal vorhandene psychosoziale Beratungs- und Hilfsangebote. Risikofaktoren wie zum Beispiel die finanzielle Lebenssituation, Migrationshintergrund und Gewalterfahrung, besonders in Zusammenhang mit Sozialrassismus oder Rassismus erhöhen die Gefahr zu erkranken. Prof. Trabert unterstrich: „Wir haben im Rettungsdienst eine hohe soziale Verantwortung – auch für diese Menschen. Wir müssen Haltung zeigen und etwas tun!“
Das 20. DRK-Rettungsdienstsymposium findet am 12. und 13. November 2020 in Hohenroda statt und trägt das Motto „Ideen braucht das Land!“.
Anmeldungen sind bereits möglich unter: sarah.dall@drk-hessen.de
Pressekontakt:
DRK-Landesverband Hessen, Abraham-Lincoln-Straße 7, 65191 Wiesbaden, Presseansprechpartnerin: Gisela Prellwitz, Tel.: 0611-7909-527 oder 0162-40 15 680,
gisela.prellwitz@drk-hessen.de
www.drk-hessen.de.
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DRK- Rettungsdienst in Hessen:
Über 68 Einsätze pro Stunde in Hessen / Täglich 1,35 Mal rund um den Äquator
Der DRK-Rettungsdienst in Hessen hat im Jahr 2018 über 600.160 Einsätze und Krankentransporte gestemmt. Das entspricht 68,5 Einsätzen und Krankentransporten pro Stunde, genauer: mehr als einmal in jeder Minute des Jahres 2018 waren Rotkreuzler für verletzte oder kranke Personen in Hessen im Einsatz.
Dabei wurden annähernd 19.687.000 Kilometer in Hessen zurückgelegt. Die Wegstrecke entspricht einer täglichen 1,35 -maligen Umrundung des Äquators.
Das Rote Kreuz in Hessen
Das hessische Rote Kreuz gliedert sich in 37 Kreisverbände und 425 Ortsvereine. Die fünf Gemeinschaften Bereitschaften, Wasserwacht, Bergwacht, Wohlfahrts- und Sozialarbeit sowie das Jugendrotkreuz sind die Elemente des Deutschen Roten Kreuzes in Hessen.
Wir haben 322 Bereitschaften, 205.078 Fördermitglieder, 18.551 aktive Helferinnen und Helfer, darunter 4.555 Jugendrotkreuzmitglieder in 260 JRK-Gruppen. Zudem arbeiten 7.712 hauptamtliche Mitarbeiter im DRK Hessen.
Die internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist mit 191 Nationalen Gesellschaften die größte humanitäre Organisation der Welt.
Allein in Deutschland engagieren sich circa 2,8 Millionen Mitglieder.
Das DRK ist in mehr als 40 Ländern operativ im Bereich der humanitären Hilfe tätig – sowohl in akuten Notsituationen (Katastrophenhilfe) als auch in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit.