DRK-Rettungsdienstsymposium 2025 in Kassel: Akademisierung als mögliches Zukunftsmodell?
500 Teilnehmende trafen sich am 13. und 14. November zum 22. DRK-Rettungsdienstsymposium in Kassel. Ministerin Diana Stolz befürwortet zukunfts- und krisenfesten Rettungsdienst
Kassel – Das diesjährige Symposiumsthema lautete: „Visionen im Rettungsdienst: Heute handeln, für morgen prägen!“.
Die Fachveranstaltung gilt seit vielen Jahren als zentraler Treffpunkt für Expertinnen und Experten des Rettungsdienstes, Vertreterinnen und Vertreter von Ministerien, Krankenkassen und Hilfsorganisationen. Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung standen die Themen Akademisierung der Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter, Personalentwicklung, Berufstreue sowie die Professionalisierung des Gesundheitswesens insgesamt.
Daraus konnten am Ende der Veranstaltung sechs Thesen abgeleitet werden.
Weiterentwicklung braucht Mut
Als Ehrengäste konnten am Donnerstagvormittag Nicole Maisch – Bürgermeisterin der Stadt Kassel und Christian Reuter – Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes sowie Dr. Matthias Bollinger – Landesarzt im DRK-Landesverband Hessen begrüßt werden.
DRK-Präsident Norbert Södler betonte in seiner Begrüßung: „Unser Symposium setzt Impulse, die weit über die Fachwelt hinaus in Politik und Gesellschaft wirken. Sie liefert fachlichen Austausch und politische Impulse. Weiterentwicklung braucht Mut und politische Zusammenarbeit. Wir haben keine Angst vor Veränderung, wir gestalten sie.“
Durch das Symposium führten Michael Rückert, stellvertretender DRK-Landesgeschäftsführer, und Mike Mann, Bereichsleiter Rettungsdienst und Notfallmanagement des DRK-Landesverbandes Hessen e.V.
„Der zukunftsfähige Rettungsdienst ist vor allem eins: resilient. Den Rettungsdienst in Hessen und in Deutschland entsprechend aufzustellen ist das erklärte Ziel der kommenden Jahre“, betonte Michael Rückert.
Mike Mann ergänzte: „Das wichtigste Gut im modernen Rettungsdienst sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – sie sind unser Kapital, sie machen das Fahrzeug zum Rettungsmittel.“
Ministerin Diana Stolz befürwortet zukunfts- und krisenfesten Rettungsdienst
Am zweiten Symposiums Tag hieß das Rote Kreuz Diana Stolz – Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit & Pflege in Kassel willkommen. In ihrem Grußwort führte sie aus: „Die Beschäftigten im Rettungsdienst sind diejenigen, denen Menschen in Not ihr Vertrauen schenken und die Leben retten. Dafür danke ich allen Haupt- und Ehrenamtlichen“, bekräftigte sie. „Gemeinsam mit den beteiligten Akteuren aus der Praxis wollen wir den Rettungsdienst zukunfts- und krisenfest aufstellen. Dabei wollen wir gut funktionierende Strukturen stärken, aber auch analysieren, wo Optimierungsbedarf ansteht. Die Ausbildungsoffensive, der Einsatz von Notfall-Krankentransportwagen und die Einführung des Critical Incident Reporting Systems (CIRS) sind wichtige Maßnahmen, die wir dafür bereits auf den Weg gebracht haben. Hessen weiß um den Wert seiner Rettungskräfte, seiner Hilfsorganisationen und des DRK-Landesverbands – sie alle sind unverzichtbarer Bestandteil des Rettungsdienstes und eine tragende Säule in der Gesundheitsversorgung“, so Gesundheitsministerin Stolz abschließend.
Akademisierung im Rettungsdienst als zentraler Baustein der Zukunft
Mit großem Interesse diskutierten die Teilnehmenden des Rettungsdienstsymposium über die Chancen und Herausforderungen der Akademisierung: Sie gilt als zentraler Baustein für die langfristige Sicherung der Versorgungsqualität im Rettungsdienst und für die Weiterentwicklung des Berufsbildes.
In Kassel wurden folgende sechs Thesen zum Thema „Zukunftsfähiger Rettungsdienst“ aufgestellt:
1. Resilienz stärken – Strukturen vereinheitlichen
Der Rettungsdienst muss widerstandsfähig gegenüber Krisen und Ausnahmesituationen aufgestellt sein. Dazu gehört auch eine stärkere Vereinheitlichung der rettungsdienstlichen Strukturen in den Bundesländern. Der Föderalismus bleibt ein wichtiges Prinzip, darf jedoch nicht zu ungleichen Versorgungsstandards führen. Ziel ist ein abgestimmtes, interoperables System mit klaren Schnittstellen und vergleichbaren Qualitätsniveaus.
2. Digitalisierung und Telemedizin ausbauen
Eine zukunftsfähige Notfallversorgung braucht digitale Prozesse und moderne Kommunikationsstrukturen. Telemedizinische Anwendungen, digitale Einsatzdokumentation, ggf. KI-gestützte Entscheidungsunterstützung und eine sichere Datenvernetzung zwischen Rettungsdienst, Leitstellen und Kliniken sind entscheidende Faktoren, um Versorgungseffizienz und Patientensicherheit zu erhöhen.
3. Leitstellen zu Gesundheitsleitstellen weiterentwickeln
Die Zentralen Leitstellen sollen sich zu modernen Gesundheitsleitstellen entwickeln – als erste Anlaufstelle für alle medizinische Hilfeersuchen. Durch strukturierte Notrufabfragen und eine enge Vernetzung mit der ambulanten und stationären Versorgung können Patientinnen und Patienten gezielter, schneller und bedarfsgerechter gesteuert werden.
4. Finanzierung sicherstellen
Die Finanzierung des Rettungsdienstes muss an die gestiegenen Kosten durch erhöhte Einsatzzahlen, Tarifsteigerungen sowie technischen und medizinischen Fortschritt bedarfsgerecht angepasst werden. Sie soll nicht nur Mindeststandards sichern, sondern auch Raum für Innovationen und Fortschritt schaffen. Ein langfristig tragfähiges Finanzierungsmodell ist Voraussetzung für Qualität, Motivation und Stabilität.
5. Zielgerichtete Akademisierung und Personalentwicklung fördern
Der Beruf der Notfallsanitäterin und des Notfallsanitäters befindet sich in einer tiefgreifenden Professionalisierung. Eine gezielte, aufbauende Akademisierung stärkt die Attraktivität des Berufsbilds, verbessert die Versorgungsqualität und fördert die wissenschaftliche Weiterentwicklung der präklinischen Medizin. Parallel müssen Karrierewege, Führungsentwicklung und lebenslanges Lernen aktiv unterstützt werden.
6. Gesellschaftliche Verantwortung und Prävention betonen
Der Rettungsdienst ist Teil der Daseinsvorsorge – und trägt Verantwortung über die akute Notfallversorgung hinaus. Präventive Ansätze, Gesundheitsbildung und die Förderung von Erster Hilfe in der Bevölkerung tragen zur Entlastung der Notfallstrukturen bei und stärken das Vertrauen in das System.
Das nächste, 23., DRK-Rettungsdienstsymposium findet am 12. und 13. November 2026 unter dem Motto „Heute Impulse - morgen Standards: Rettungsdienst neu denken!“ erneut in Kassel statt.
Tickets sind bereits unter diesem Link ... buchbar.
Über 80 DRK-Einsätze pro Stunde in Hessen
Der DRK-Rettungsdienst in Hessen hat im Jahr 2024 709.133 Einsätze und Krankentransporte gestemmt. Das entspricht 80,9 Einsätzen und Krankentransporten pro Stunde, genauer: 1,3 Mal pro Minute des Jahres 2024 waren Rotkreuzler für verletzte oder kranke Personen in Hessen im Einsatz.
Dabei wurden 23.402.926 Kilometer in Hessen zurückgelegt.
Es gibt 601 Einsatzfahrzeuge und 217 Rettungs-/NEF-Standorte in Hessen. Die Gesamtzahl der Mitarbeitenden beträgt 3.918 Personen.